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Schweizer Fachzeitschrift
für Publishing und Digitaldruck


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Swissness hilft

Für die Schweizer Hersteller Cham Paper, Lüscher-Tschudi, Sensient, swissQprint und Zünd ist die Fespa Digital eine wichtige Plattform. Im Interview äussern sie sich zu ihren diesjährigen Schwerpunkten, dem starken Franken und der hilfreichen Swissness.

thomas riebel Die Fespa Digital 2016, die vom 8. bis 11. März in Amsterdam stattfand, feierte den 10. Geburtstag. Bereits die erste Fespa Digital fand 2006 in Amsterdam statt, gefolgt von der Fespa Digital 2008 in Genf. In den vergangenen 10 Jahren hat sich die Fespa zur eigentlichen Leitmesse für die Bereiche Siebdruck, Werbetechnik, Textildruck und LED-Beschriftung entwickelt.

Die diesjährige Messe bot den Besuchern gleich vier Events mit unterschiedlichen Schwer­punkten: Fespa Digital, Textile, European Sign Expo und Printeriors. Alle Möglichkeiten des traditionellen Siebdrucks, des digitalen Grossformatdrucks sowie der LED-­Werbung und -Beschilderung waren zu sehen. Trotz der bevorstehenden Drupa Ende Mai/Anfang Juni in Düsseldorf waren an den vier Tagen 23 300 Besucher auf der Messe. Wiederum waren zahlreiche Markteinführungen und Produktinnovationen zu sehen.

Die Schweizer Perspektive

Aufgrund des starken Frankens steht die Produktion in der Schweiz auf dem Prüfstand. Dem gegenüber geniesst die Produktionsqualität unter dem Label Swissness bei vielen Anwendern einen hohen Stellenwert. Vor diesem Hintergrund haben wir uns mit fünf Schweizer Herstellern unterhalten.

Die Cham Paper Group produziert Large-Format-Papiere für Indoor- und Outdoor-Anwendungen sowie Sublimationspapiere für den digitalen Transferdruck. Gesprächspartner war CEO Urs Ziegler.

Lüscher-Tschudi aus Lachen entwickelt und vertreibt die digitale Textil-druckmaschine T-Rex 320 sowie die Fixiereinheit Quickfix Neo Color. Gesprächspartner war Marketing Director Thomas Schweizer.

Bei Sensient Imaging Technolo­gies aus Morges befindet sich die Forschung und Entwicklung sowie die Produktion der Tinten für den Textilmarkt. Gesprächspartner war Marketing Director Dr. Christophe Bulliard.

swissQprint entwickelt und produziert in Kriessern im Rheintal High-End-UV-Inkjet-Systeme. Gesprächspartner war Product Manager Maurus Zeller.

Zünd entwickelt und produziert in Altstätten im Rheintal Cutting-Systeme und zugehörige Software. Gesprächspartner war Daniel Bischof, Marketing & Communication.

Publisher: Die Fespa ist in Europa die wichtigste Messe für Werbetechnik und Siebdruck. Wie wichtig ist sie für Ihr Unternehmen und an welchen Messen sind Sie 2016 noch präsent?

Urs Ziegler, Cham Paper Group: Die Fespa ist für uns die wichtigste Messe, danach folgen die SGIA und die ITMA. Dieses Jahr werden wir auch an der SGIA in Las Vegas sein.

Thomas Schweizer, Lüscher-Tschudi: Vermutlich stellen wir nach der letztjährigen ITMA und der Fespa Digital und Textile auch an der Drupa aus.

Christophe Bulliard, Sensient Technologies: Die Fespa ist die wichtigste Messe, an der wir teilnehmen, da wir historisch gesehen aus dem Siebdruck kommen und heute den Textilmarkt bedienen. Digitaldruck hat in den vergangenen Jahren einen erheblichen Teil des Textildruckmarktes übernommen, hier ist Sensient sehr aktiv. Wir werden auch auf der ISA und der SGIA in den USA ausstellen und sind auf der Sign Serigraphia und der Febratex in Brasilien sowie der Inprint in Mailand präsent. Unsere Wiederverkäufer werden auf allen wichtigen lokalen Messen engagiert sein.

Maurus Zeller, swissQprint: Die Fespa ist fixer Bestandteil unserer Messeplanung. Parallel zur diesjährigen Fespa in Amsterdam war swissQprint erstmals an der APPExpo in Schanghai präsent. Selbstverständlich werden wir Anfang Juni auf der Drupa in Düsseldorf ausstellen. Zudem wird unsere Tochterfirma in den USA im Herbst an der SGIA vertreten sein.

Daniel Bischof, Zünd: Die Fespa Digital ist als europäische Leitmesse für Werbetechnik und digitalen Grossformatdruck eine der wichtigsten Fachmessen in unserem Messekalender. Die Messe ist für uns eine wichtige Plattform, um bestehenden, aber auch potenziellen Kunden unsere neusten Lösungen zu präsentieren. Wir zeigten dem Fachpublikum an unserem Stand, wie Zünd selbst die kreativsten Ideen qualitativ hochwertig und dennoch einfach umsetzt.

Welchen Schwerpunkt setzten Sie in diesem Jahr auf der Fespa?

Urs Ziegler: Den diesjährigen Schwerpunkt haben wir auf unsere Serviceleistungen gelegt.

Thomas Schweizer: Wir zeigten an der Messe unseren grossformatigen, digitalen Industriedrucker T-Rex 320 im Produktionsmodus sowie unsere kompakte Thermofixationsmaschine Quickfix Neo Color.

Christophe Bulliard: Wir zeigten unsere vielfältigen Lösungen, d. h. für jede Textilfaser die passende Tinte. Dieses breite Portfolio ist auch auf die Integration der Firma Xennia im Jahre 2015 zurückzuführen.

Maurus Zeller: Wir versuchen, unseren Kunden aufzuzeigen, wie sie ihren Drucker möglichst rentabel einsetzen. Konkret mit speziellen Anwendungen, mit denen sie sich von ihrer Konkurrenz abheben und somit mehr Marge erzielen können. Aber natürlich auch mit durchgängigen Workflows und effizienten Druckmodi, wie beispielsweise dem Tandemdruck. Mit ihm entfallen Stillstandzeiten beim Be- und Entladen grösserer Serien.

Daniel Bischof: Produktivität und Prozesssicherheit sind zentral für unsere Kunden, um in den aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wettbewerbsfähig zu bleiben. Wir stellten innovative Lösungen vor, die es unseren Kunden erlauben, schnell und flexibel auf die Anforderungen ihrer Kunden zu reagieren. So stellten wir in Amsterdam eine vollautomatisierte Produktionslinie vor, mit der KMUs sehr wirtschaftlich und in hoher Qualität produzieren können. Die Linie besteht aus einem Zünd Cutter S3, für die Materialzufuhr wird ein Sheet Feeder eingesetzt, die Materialentnahme übernimmt ein kollaborativer Roboter. Die Jobs werden ebenfalls vollautomatisch erfasst. Dazu liest eine Kamera den mitgedruckten QR-Code und öffnet im Zünd Cut Center automatisch den korrekten Job.

Welche Innovationen stehen bei Ihnen in diesem Jahr im Vordergrund?

Urs Ziegler: Wir haben unser Sortiment im traditionellen sowie auch im industriellen Textildruck erweitert.

Thomas Schweizer: Die neuen, bereits erwähnten Maschinenentwicklungen sowie unsere umfangreiche Beratungstätigkeit «Swiss Solution».

Christophe Bulliard: Wir arbeiten weiter an wasserbasierten Tinten. Spezielle Pigmente für Baumwolle sind ganz oben auf der Liste und in diesem Bereich arbeiten wir an einer neuen Generation von Tinten.

Maurus Zeller: Wir haben gewisse Spezialdruckanwendungen weiterentwickelt und verbessert, um noch mehr Vielseitigkeit zu bieten. So zum Beispiel droptix für verblüffende 3D-Effekte. Auf der Drupa wird swissQprint ein neues Modul zur Automatisierung des Be- und Entladeprozesses vorstellen.

Daniel Bischof: Wie bereits angetönt, steht die Forderung unserer Kunden nach mehr Produktivität im Mittelpunkt unseres Handelns. Wir gehen das Thema von mehreren Seiten her an. Zum Beispiel durch die einfache Integration unserer Lösungen in bestehende Produktionsumgebungen, damit der Anwender einen durchgehenden Workflow realisieren kann. Gleichzeitig sind die Hochleistungscutter von Zünd sehr zuverlässig und punkten mit ihrer hohen Verfügbarkeit. Das reduziert Maschinenunterbrüche und steigert die Nettoleistung. Wir unterstützen unsere Kunden dabei, einzelne Fertigungsschritte zu automatisieren, beispielsweise mit dem neuen Frä­serwechsler ARC, der die Einrichtzeit auf ein Minimum reduziert und die Prozesssicherheit erhöht. Eine «smarte» Lösung für einen unterbrechungsfreien Betrieb ihrer Cutter bietet Zünd mit dem Tandembetrieb. In diesem Modus wird der Cutter in zwei unabhängig voneinander ansteuerbare Arbeitsflächen unterteilt. Die Materialzuführung, -bearbeitung und -entnahme erfolgt wechselweise und ohne Produktionsunterbruch. Damit können auch kurzfristige Aufträge mit engen Lieferfristen profitabel verarbeitet werden.

Ist Swissness international ein Thema und hilft sie, Produkte zu vermarkten?

Urs Ziegler: Swissness ist definitiv ein Thema. Sie hilft uns bei der Entwicklung unserer Produkte und auch bei deren Vermarktung.

Thomas Schweizer: Ohne Zweifel ist «swiss made» international als Qualitätsbegriff von allergrösster Wichtigkeit und Werbewirksamkeit zu sehen.

Christophe Bulliard: Swissness ist nicht unsere Kernaussage, aber sie impliziert eine gute Qualität und Vertrauen in den Produzenten.

Maurus Zeller: Ja, Schweizer Qualität und Präzision ist ein wichtiges Verkaufsargument. In jedem Markt finden sich Abnehmer, die auf zuverlässige und hochwertige Systeme setzen. Letztes Jahr war unser Flaggschiff Nyala 2 der Kategorie UV-Drucker, Breite >152,4 cm, Preisspanne 130 000 bis 450 000 Euro, der meistverkaufte Drucker in Westeuropa.

Daniel Bischof: Swissness ist ein Überbegriff, der weltweit mit Eigenschaften in Verbindung gebracht wird, für die wir einstehen und die tief in unserer Unternehmens-DNA verwurzelt sind. Swissness steht nach wie vor für Präzision im Maschinenbau, für zuverlässige Produktionssysteme, für eine nachhaltige Produktion. Aus dieser Perspektive hilft uns das Thema Swissness, international Werte zu vermitteln, die uns als inhabergeführtes Familienunternehmen wichtig sind.

Hat die Frankenstärke Einfluss auf die Produktion in der Schweiz?

Urs Ziegler: Ja, aus diesem Grund waren wir gezwungen, unsere Produktion nach Italien zu verlagern.

Thomas Schweizer: Klar, ohne Zweifel.

Christophe Bulliard: Die Frankenstärke hat natürlich Auswirkungen, da fast unsere gesamte Produktion für den Export bestimmt ist. Mit Sicherheit werden die Diskussionen beeinflusst, wenn die Erweiterung künftiger Produktionskapazitäten ansteht.

Maurus Zeller: swissQprint steht zum Standort Schweiz. Natürlich hat uns die Aufhebung des Euro-Mindestkurses geschockt. Mit der zweiten Maschinengeneration haben wir unsere Produkte überarbeitet und so weit als möglich vereinheitlicht. Gemeinsam mit unseren Lieferanten haben wir zudem alles getan, um noch effizienter zu werden. Alles in allem – auch dank hervorragender Auftragslage – konnten wir die Stückzahlen optimieren und Kosten einsparen. Hinzu kommt, dass wir auf allen Kontinenten tätig sind. Das schafft einen gewissen Puffer.

Daniel Bischof: Obwohl Zünd mit einem Anteil von 98% überdurchschnittlich exportorientiert ist, konnte das Unternehmen das Geschäftsjahr 2015 mit einem deutlichen Plus bei Absatz und Gesamtumsatz abschliessen. Während vergleichbare Unternehmen mit Kurzarbeit oder Stellenabbau auf die Aufhebung des Euro-Mindestkurses reagierten, hat Zünd 18 zusätzliche Mitarbeitende eingestellt und die Produktionsfläche um 1250 m2 ausgebaut.

Wohin entwickelt sich der Markt für Ihre Produkte? Wo liegen die Herausforderungen für die Branche und wie unterstützen Sie die Kunden?

Urs Ziegler: Der Inkjet-Bereich wird in unserem Markt immer wichtiger. Eine Herausforderung ist, unsere gute Zusammenarbeit mit unseren Kunden und Lieferanten weiter auszubauen.

Thomas Schweizer: Unsere Kunden sehen wir im Soft-Signage, im Fahnen- und Flaggendruck und insbesondere im qualitativ hochwertigen Textildruck von Rolle zu Rolle. Des Weiteren wollen wir technisch und kommerziell immer besser werden. Dies aber nicht nur auf die qualitativen Produkte bezogen, sondern darüber hinaus auch auf die anwendungstechnische und kundenorientierte Beratungstätigkeit, welche wir allen Interessenten anbieten. Im Weiteren wurde unsere Produktion und Anwendungstechnik in Wattwil erneut erweitert und mit den neuesten Geräten ausgestattet.

Christophe Bulliard: Bei Textilapplikationen boomt der Digitaldruck und dort entwickelt sich ein sehr starker Wettbewerb. Grosse Kunden wachsen überproportional und neue Wettbewerber führen zu sinkenden Preisen. Die Industrie beginnt sich zu konsolidieren. Wir unterstützen unsere Kunden bei der Entwicklung von Lösungen rund um ihre kompletten Produktionsprozesse und helfen, diese zu beschleunigen, die Wertschöpfung zu erhöhen und die Profitabilität zu verbessern.

Maurus Zeller: Das Offset-Segment sowie industrielle Anwendungen bieten Potenzial. In den bestehenden Märkten nimmt der Margendruck zu. Effizienz wird zum Schlüsselfaktor. Mit Neuentwicklungen in diese Richtung wollen wir unseren Kunden helfen, im Markt zu bestehen. Grundsätzlich bieten wir zuverlässige Produkte und einen ebensolchen Support an. Dank modularem Aufbau unserer Drucker kann der Anwender zudem klein starten und dann weiter ausbauen. swissQprint bietet ihm dabei Investitionssicherheit.

Daniel Bischof: Unsere modularen Hochleistungscutter kommen in den unterschiedlichsten Segmenten zum Einsatz. Was allen Segmenten gemein ist, ist der anhaltende Wettbewerbs- und Margendruck. Unsere Kunden reagieren darauf mit steter Innovation einerseits und mit schlanken, hochautomatisierten Prozessen andererseits. Zünd bietet ihnen dazu die passenden technischen Lösungen. Digitale Hochleistungscutter von Zünd sind auf die Anforderungen in zunehmend digitalisierten Produktionsumgebungen zugeschnitten. Zünd Cutter sind vielseitig einsetzbar. Sie sind in der Lage, unzählige Materialien auf ein und derselben Maschine zu verarbeiten. Und Zünd Cutter sind modular aufgebaut, damit sie schnell an sich verändernde Kundenbedürfnisse angepasst werden können. 

Hier finden Sie zusätzliche Videos der Interviewpartner.